Schreibtipp: Rhythmus und Varianz

Ein Schreibtipp, den ich für sehr wichtig halte, von dem ich aber selten lese. Vielleicht, weil er wie absolutes Basiswissen wirkt. Aber da ich in letzter Zeit mehr Fremdtexte gelesen habe, fiel mir auf, dass ihn doch nicht jeder kennt. Es geht hier darum, den Text abwechslungsreicher und dadurch leichter lesbar zu machen. Als ich meine ersten Texte schrieb, klangen sie noch so:

Er ging aus dem Haus und betrachtete die Wolken, die sich am Himmel zusammenbrauten. Er wunderte sich, dass sie so dunkel waren und dachte daran, dass doch überhaupt kein Gewitter vorausgesagt worden war. Er fragte sich, ob er den Wetterbericht von gestern oder morgen gelesen hatte und ob er schnell noch mal nachschauen sollte, ob heute wirklich die Sonne scheinen würde.

Nicht nur das Thema ist langweilig (juhu, Wetter!), sondern auch der Text selbst. Woran liegt das? Nun, das kommt daher, dass alle Sätze gleich anfangen (Er …), gleich aufgebaut sind und ungefähr die gleiche Länge haben. Wenn man das variiert, sieht es gleich ganz anders aus:

Er ging aus dem Haus, schloss die Tür hinter sich und stutzte. Was war das? Über ihm brauten sich verdächtig dunkle Wolken zusammen.
„Das kann gar nicht sein“, murmelte er. „Der Wetterbericht hat überhaupt kein Gewitter vorausgesagt.“
Aber die Wolken waren da, Wetterbericht hin oder her. Hatte er etwa den von gestern gelesen? Oder den von morgen? Missmutig fragte er sich, ob er noch einmal nachschauen sollte, bevor er losfuhr.

Viel besser, trotz des immer noch langweiligen Themas. Was hilft also?

  1. Satzlänge variieren, mal kurz, mal lang (und besser mehr kurz als lang)
  2. Satzbau/Satzart variieren: Fragen, Feststellungen, wörtliche Rede, beschreibenden Text, ganze Sätze und Satzfragmente mischen.

Eine gute Übung ist es, einfach mal ein paar Sätze aufzuschreiben, die nicht mit „Er/Sie tat/war das und das“ anfangen. Und aktiv nach Beispielen zu suchen.

-Dass sie eine fiese Möpp war, sah man schon an ihrer …
-Warum hätte er seinem Kumpel auch ein Bier mitbringen sollen, wenn der …
-Andererseits war Stuttgart zu teuer, um …
-Ohnehin wollte sie längst weg, also …
-Das hatten Karl und Andi sich mal wieder fein ausgedacht, die …
-Traurig sah sie ihm nach, als …
-Ohne Gnade schaufelte er …
-Schön zu sein war sehr praktisch, wenn …

Und so weiter. 🙂

*****

Und an der Buchfront … teilten die Jungs einen schönen Moment, bevor sie von einer Leiche unterbrochen wurden. Die Zwei haben einfach nie Glück. Ich muss ihnen definitiv das zuckersüßeste Happy-End der Welt bereiten, sonst kann ich nie wieder ruhig schlafen.

Wordcount heute: 4.138 Wörter
Wordcount »Damals« (Arbeitstitel) insgesamt: 45.579 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Oh …«, stöhnte Arthur, obwohl er irgendetwas total Schlaues hatte sagen wollen. »Du … das …«
»Mehr?«, flüsterte Kai.
Ja, wollte Arthur sagen, als er den Schrei hörte.
Den Todesschrei.

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